Ich durfte am 13.8. meinen 26. Geburtstag feiern! Hurray! Bald bin ich 30…! Oder so…

Ich mache mir nicht viel aus meinem Alter. Gerade mit meinem stillen Begleiter fühle ich mich an gewissen Tagen sowieso wie 126, und nicht wie 26. Aber sei’s drum. So ist das jetzt halt.

Eigentlich wollte ich Ihnen, liebe Leser, von meiner Mama erzählen. Was das mit meinem Geburtstag und mit Sternschnuppen zu tun hat, fragen Sie sich wohl. Berechtigt.

Also lassen Sie mich von vorne beginnen.

Meine Mama litt 17 Jahre lang unter Morbus Bechterew. Sie starb, noch bevor ich meinen 18. Geburtstag feiern konnte. Sie war also eigentlich mein ganzes Leben lang krank. Hat mir das geschadet? Hatte ich eine «weniger gute» oder «eingeschränkte» Mutter? Ganz im Gegenteil! Auch wenn sie einen Schub hatte, und von denen gab es leider genügend, hat sie nie ihr sonniges Gemüt verloren. Sie war immer so engagiert, half wo sie konnte und verbrachte oft Tage mit ehrenamtlichen Arbeiten. Auch für die SVMB war sie sehr lange und mit viel Herzblut engagiert.

Manchmal denke ich, sie tat so viel, um sich auch selbst zu beweisen, dass sie sich nicht von ihrer Krankheit fremdbestimmen lässt. Heute verstehe ich das sehr gut.

«Mis Mami isch im Spital»

Ja, natürlich, die Spitalaufenthalte, die es leider immer einmal wieder gab, waren schwer und irgendwie blöd: «Mis Mami isch ebe im Spital, weisch!», war im Kindergarten meist schwer zu erklären – und für die anderen Kinder schwer nachzuvollziehen.

Dennoch hatte meine Mutter einen bewundernswerten Umgang mit ihrer Krankheit. Ich habe nie einen Nachteil erfahren aufgrund der Tatsache, dass sie Schmerzen hatte, und die hatte sie… Viel schlimmer als ich sie heute habe. Meine Mutter gab mir nie das Gefühl, dass ich etwas nicht machen konnte oder durfte, nur weil sie an einer Krankheit litt. Ich wage sogar zu behaupten, meine Mutter hat mehr mit mir unternommen, als es vielleicht eine gesunde Mutter tun würde…

Wir sind sogar einmal in den Europapark gefahren! Jede Achterbahn hat sie mitgemacht was eine Tortur für sie gewesen sein muss, wenn man da an ihre Schmerzen und Stossempfindlichkeit denkt. Aber deshalb nicht mitfahren? Auf keinen Fall! Mit einem Lächeln stieg sie mit mir ein, und mit einem (zugegeben eher bemühten) Lächeln stieg sie auch wieder aus. Ich war damals vielleicht zehn oder elf Jahre alt. Aber das hat mir damals schon Eindruck gemacht.

Wenn ich diese Geschichte heute meinen Freundinnen erzähle, sagen viele: «Deine Mama war echt hart im Nehmen!». Ja, das war sie. Weil es um mich ging. Diese bedingungslose Liebe vergesse ich ihr nie.

28 Sternschnuppen

Acht Jahre später also sollte ich, wieder einmal, Geburtstag feiern. Leider wieder ohne sie. Dieses Mal jedoch, schien sie mir ein kleines Zeichen geben zu wollen.

In der Nacht auf den 13. August (meinem Geburtstag) regnete es über der Schweiz zahlreiche Sternschnuppen. Ich sass also um 2.00 Uhr morgens draussen und sah zu, wie die Sterne vom Himmel fielen… 28 Stück haben wir gezählt. Also quasi für jedes Jahr einen Stern, plus zwei zusätzlich. Daher: Danke Mama, ich hab dein Zeichen verstanden.

Unsere Zeit zusammen war begrenzt und ich wünsche mir jeden Tag, ich könnte mit ihr zusammen durchs Leben gehen… Aber so bleibt mir nur zu hoffen, dass ich eines Tages, wenn ich selbst Kinder habe, ihnen die Art von Mutter sein werde, wie ich sie haben durfte.