Weihnachten steht vor der Tür! Es werden allerorts fleissig Kekse gebacken, Lichtlein aufgegangen und Geschenke gekauft. Dabei werden wohl unzählige Herzinfarkte und Wutausbrüche erlitten und durchlebt. Besinnlichkeit ist also teilweise eher ein Fremdwort.

Verstehen Sie mich nicht falsch, liebe Leser. Ich mag Weihnachten sehr. Aber ich mag es so, wie es früher einmal war.

Damals kam ich von der Schule nach Hause, mit roten Wangen und so dick eingepackt, dass ich wohl zu 90 % aus Schal und Mütze bestand. Und dann stieg mir sofort der Duft von Tannennadeln und Guetzli in die Nase. Ich hörte die Weihnachtsmusik meiner Mutter im Radio laufen und wusste es sofort! Der Christbaum ist da! Der Höhepunkt der Vorweihnachtszeit für mich. Ich rannte umgehend in unser Wohnzimmer, eine Spur von Kleidungsstücken hinter mir lassend, und da stand er. Überall auf den Tischen stand schon die Dekoration dafür. Kugeln, Lametta, Kerzen. Zwischen diesem Sammelsurium von Dekorationsgegenständen stand sie dann, meine Mama, grinste und fragte: «Fangen wir nach dem Mittagessen an?» Wir fingen an. Wie jedes Jahr.

Viele Jahre gingen seither vorbei. Meine Mama ist nicht mehr bei uns, und auch sonst hat sich die Welt verändert. Nichtsdestotrotz versuche ich, gewisse Traditionen am Leben zu erhalten. So auch die mit dem Tannenbaum. Nun stellt mich aber eben dieser aufgrund meiner Krankheit vor die eine oder andere Schwierigkeit. 

Ich wohne im zweiten Stock, ohne Lift. Schwierigkeit Nr. 1: Wie kriege ich den Baum bis in meine Wohnung? Selber tragen kommt eindeutig nicht in Frage. Schwierigkeit Nr. 2: Wie kriege ich den Baum in den Ständer? Auf beide Fragen fand sich aber zum Glück eine Lösung. Mein Papa hat ihn fachgerecht montiert, er hat ja auch schon ein paar Jahre Erfahrung. Ich suchte dann während einer gefühlten Ewigkeit meinen Christbaumschmuck, fand ihn schlussendlich aber doch noch und war ziemlich stolz, dass nichts zu Bruch gegangen war. Schliesslich benutze ich nach wie vor die Dekosachen meiner Mama.

In dem Moment, in dem ich hier schreibe, sitze ich vor meinem Baum. Er ist noch ungeschmückt und wartet wohl darauf, dass ich ihn dekoriere. Im Radio läuft ein Weihnachtslied nach dem Anderen. Zugeben, es ist nicht die CD meiner Mama, die habe ich im Laufe der Jahre wohl einmal verloren, aber es sind die gleichen Lieder. Ich werde mich bald an die Arbeit machen, und wissen Sie, wann ich das tue? Natürlich… nach dem Mittagessen.