Bojan Josipovic (38) aus Zürich schätzt seinen Beruf als Krankenpfleger. Dass er vor Jahren einmal vergass die Türe abzuschliessen, bewahrte ihn vor Schlimmerem.
«Ich bin in Westserbien aufgewachsen. Mit 22 Jahren wurde ich zum ersten Mal von einem starken Schmerzschub heimgesucht. Ich hatte Beschwerden von Kopf bis Fuss und konnte am Morgen nicht aufstehen. Zum Glück hatte ich am Vorabend vergessen, die Türe abzuschliessen. So konnte ein Freund von mir in mein Zimmer gelangen. Er rief sofort einen Krankenwagen.
Im Spital erhielt ich die Diagnose Ischialgie, die mich aber nicht befriedigte. Deshalb liess ich mich von einer befreundeten Ärztin beraten. Nach einem Jahr landete ich bei einer Rheumatologin, die den Morbus Bechterew diagnostizierte. Sie verschrieb mir Anit-Rheumatika und meinte lediglich, dass ich mich viel bewegen sollte. Damit bewirkte sie, dass ich mit dem Rauchen aufhörte und begann, regelmässig Sport zu treiben, vor allem Schwimmen. Ansonsten kümmerte ich mich nicht weiter um die Diagnose.
Dies änderte sich auch nicht, als ich vor sieben Jahren wegen einer Bekanntschaft von Belgrad in die Schweiz zog. Zwar erfuhr ich, dass durch den Bechterew die gesamte Wirbelsäule versteifen kann. Doch ich war überzeugt, dass das mir nicht passieren würde. Als ich drei Jahre später erneut einen Schmerzschub erlitt, liess ich mich nochmals untersuchen. Die Ärztin teilte mir anhand der gezeigten Röntgenbilder mit, dass nur noch zwei meiner Wirbelsäulen-Segmente beweglich seien. Noch heute bezeichne ich diesen Tag als den Schlimmsten meines Lebens. Ich spürte eine totale Leere in mir. Wie ein Film liess ich mein ganzes, bisheriges Leben Revue passieren. Tausend Fragen gingen mir durch meinen Kopf: «Was jetzt? Warum ich? Habe ich in meinem Leben etwas falsch gemacht?»
Doch dann fasste ich mir ein Herz und begann, im Internet über die Krankheit zu recherchieren. Vor allem die persönlichen Berichte von Betroffenen, die mit der Erkrankung gut zurechtkamen, ermutigten mich. Und als ich erfuhr, dass der Bechterew nicht heilbar, aber auch nicht tödlich ist, sagte ich mir: «Ok, du musst damit leben.» Hilfreich war für mich auch, dass meine Ärztin mir ohne Wimpernzucken zugestand, weiterhin Ski zu fahren – halt mit der gebotenen Vorsicht.»
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