Sie hat schon viele Sportarten ausprobiert: Nun hat Xenia Matthes (24) aus Emmenbrücke LU für sich Pole Dance entdeckt.

«Am Morgen ist die Zeit bei mir immer knapp. Um 6.20 Uhr husche ich über die Strasse zum Bahnhof, um rechtzeitig nach Olten zu kommen. Dort absolviere ich ein Studium zur Optometristin. Ich bin im fünften Semester dieser neuartigen Ausbildung. Der Beruf des Optometristen steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Die Berufssparte soll in Zukunft die zentrale Beratungsperson in allen Belangen des Sehens sein. Zusammen mit dem Stress, besonders jetzt in der intensiven Zeit des Studiums, macht sich mein Bechterew bemerkbar. Dies hat mich vor einem halben Jahr dazu veranlasst, auf meine vierte medikamentöse Therapie mit TNF-Alpha-Hemmern zurück zu greifen. Mit Hilfe dieser Therapie kann ich, trotz hohen mentalen Drucks, schmerzfrei sein.

Angefangen haben meine Symptome kurz vor meinem 18. Geburtstag. Ich erinnere mich, wie ich morgens aufstand und in die Küche ging. Wie aus heiterem Himmel sackte ich beim ersten Schritt zusammen. Von da an begannen die bleibenden und immer stärker werdenden Schmerzen in der Hüfte und Wirbelsäule. Ich hatte das Glück, zwei Physiotherapeuten als Eltern zu haben und so wurde schnell Verdacht geschöpft. Gerade einmal zwei Monate nach den ersten spürbaren Schmerzen wurde der Bechterew diagnostiziert. Ich hörte den Namen dieser Krankheit zum ersten Mal.

Mit 18 Jahren ist man voller Lust, neue Erfahrungen zu machen. Leben, im Hier und Jetzt. Doch mit der Diagnose wurde ich ins kalte Wasser geworfen und musste mir Überlegungen machen wie: Kann ich meinen Traumberuf als Ärztin noch erlernen? Oder: Kann ich so weiterleben wie bis anhin? Mit der Unterstützung meiner Ärztin und meiner Eltern fand ich schnell eine eigene Einstellung zur Krankheit. Ich lernte sie zu akzeptieren, denn sie ist ein Teil von mir und wird mich durch mein ganzes Leben begleiten.

Das Studium war auch der Grund, weshalb ich weniger Zeit fand, mich regelmässig zu bewegen. Schon als Kind war ich sehr sportlich. Ich trainierte mehrmals pro Woche rhythmische Sportgymnastik. In der Oberstufe wechselte ich zum Rhönrad und ging ins Geräteturnen. Seit Anfang dieses Jahres besuche ich wöchentlich eine Pole-Dance-Klasse. Das bereitet mir so viel Spass, dass ich zu Hause meine eigene Fitness-Übungsstange montiert habe. Dieser Sport fasziniert mich gerade deshalb, weil ich mein Training selbst einteile und ich mich an meinen Fortschritten immer wieder aufs Neue erfreue.»